Je weiter weg, je fremder uns etwas ist

Je weiter weg, je fremder uns etwas ist, desto mehr neigen wir (und ich nehme mich davon nicht aus) offenbar zu Verallgemeinerungen und in deren Folge zu Vorurteilen. Guy Abecassis, Reiseleiter und Autor des vergnüglichen Büchleins „100 Koffer auf dem Dach“ (1959), beschreibt anhand seiner Erfahrung mit Touristen ein sehr einleuchtendes Beispiel: „Gibt es daheim in seinem Stammlokal einen unfreundlichen Kellner, so sagt er [der Tourist] sich: ‚Dieser Kellner ist unfreundlich.‚ In einem Lokal am anderen Ende seiner Heimatstadt würde er im gleichen Fall konstatieren: ‚Die Ober in diesem Lokal sind unfreundlich.‘ Ärgert ihn die Bedienung in einer anderen Provinz seines Vaterlands, meint er: ‚Die Ober in dieser Stadt sind unfreundlich.‘ Geschieht es aber gar jenseits der Grenze, so ist er überzeugt: ‚Die Ober in diesem Land sind unfreundlich!‘ Und in jedem Fall war der Sündenbock nur ein einziger unkorrekter Kellner.“ Das Ganze kann natürlich auch mit „positiven“ Verallgemeinerungen funktionieren.