Literarische Schreibratgeber gibt es so viele, dass man gar nicht weiß, welchen man zuerst anpacken soll. Thomas Klupps Arbeit Literarische Schreibratgeber – Eine typologisierend-vergleichende Untersuchung (Peter Lang, 2015), entstanden als Dissertation an der Universität Hildesheim, vergleicht 12 von ihnen nach poetologischen (welches Literaturverständnis haben sie?), poietischen (welche Verfahren, Techniken und Übungen propagieren sie?), methodisch-didaktischen (wie werden die Inhalte aufbereitet und vermittelt?) und historischen (gibt es dafür Grundlagen in Konzepten der Antike?) Kriterien und teilt sie als Ergebnis in drei Gruppen: die ergebnisorientierten, die prozessorientierten und die persönlichkeitsorientierten Schreibratgeber. Wissenschaftlich in der Form und doch flüssig zu lesen, ergibt das Ganze einen guten Überblick und auch eine Orientierung, zu welchem Schreibratgeber man – je nach aktuellen persönlichen Bedürfnissen – greifen sollte. Hier gibt’s eine Leseprobe.
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Erbarmen!
Krimis lassen sich nicht mehr nur in der Tradition skandinavischer Sozialkritik verkaufen, sondern müssen entweder Lokalkolorit transportieren oder immer verstörender werden, um gelesen zu werden. Ich kenne und goutiere beide Subgenres, lese aber, um es mal vorsichtig zu sagen, nicht jeden Scheiß. Da hat es mich natürlich neugierig gemacht, dass Christian Schärf in seinem sonst sehr aufschlussreichen Büchlein Spannend schreiben aus der DUDEN-Reihe Kreatives Schreiben eine Linie von Edgar Allan Poes Die Grube und das Pendel zum Thriller Erbarmen von Jussi Adler-Olsen zieht. Schärf macht’s wahrlich spannend, wenn er vom letzten sagt: „Der Faktor des sadomasochistischen Voyeurismus ist in diesem Text derart hoch, dass man immer wieder in Versuchung gerät, die Lektüre abzubrechen, und im selben Moment doch fast zwanghaft weiterlesen muss.“ Oha! Ich kannte Adler-Olsen – im Unterschied zu zahlreichen anderen nordischen Autoren – nicht und freute mich auf einen spannenden Abend, als mir das genannte Buch in der Bücherei irgendwann unterkam. Mein Abend war dann leider geprägt von der wiederkehrenden Versuchung, die Lektüre aus Langeweile abzubrechen und den Schmarren nicht mehr weiterzulesen. Eine brutale Idee macht noch keine gute Handlung und schon gar keinen guten Erzähler. Auf Amazon haben einige Rezensenten auf negative Kritiken anderer gekontert, ein Thriller müsse nicht „realistisch“ sein. Bezogen aber auf welche „Realität“? Auch Science Fiction muss in sich glaubwürdig sein. Und dieser Roman ist so hanebüchen, dass mit keiner einzigen Figur Identifikation oder Mitgefühl und damit auch keine Spannung aufkommt. Erbarmt habe ich mich schließlich meiner selbst, als ich das Buch endgültig auf die Seite gelegt habe. Ich sollte meinen literarischen Instinkten trauen und wie bisher einen großen Bogen um „Bestseller“ machen.