Kann ich dir ’n Taschenbuch spendieren, Baby?

Bettina Reinisch hat auf ihrer Facebook-Seite den folgenden Appell geteilt:

You know how people buy drinks for girls in bars? Why can’t people do that in book stores? Like if I’m looking at a novel in Barnes and Noble and some person walks up to me and strikes up a conversation and offers to buy the book for me there is a lot better chance of that working out in their favor.

Dazu ist mir die folgende Geschichte eingefallen:

„Hey, kann ich dir ’n Taschenbuch spendieren, Baby?“
Lilja blickte von ihrem Buch auf und den, der gefragt hatte, langsam von unten nach oben an. Sah nicht übel aus, der Typ, so irgendwo zwischen Gerhart Hauptmann und T. C. Boyle.
„Was Härteres hast du nicht anzubieten?“ Herausfordernd warf Lilja ihre platinblonde Mähne über die linke Schulter und schaute direkt in seine stahlblauen Augen.
Der Typ zuckte mit keiner Miene. „Meinetwegen auch Hardcover. Was hältst du von Jean Genet, drei Bände Halbleinen im Kartonschuber? Könnte ’ne lange Nacht werden, Baby.“ Er grinste und schob einen Zahnstocher vom linken zum rechten Mundwinkel und wieder zurück.
„Genet war schwul. Außerdem steh ich nicht auf Französisch.“ Lilja spuckte ein imaginäres Schamhaar auf den Parkettboden der Buchhandlung. „Mehr so auf Arno Schmidt, falls dir das was sagt. Zettels Traum. Harenberg, 1334 Seiten in DIN-A3. Ich glaub’s zwar nicht, aber frau gibt die Hoffnung nicht auf.“ Sie biss sich müde auf die Unterlippe.
Der Typ lief unter seiner Sonnenbräune rot an.
„Hey Baby, verarsch mich nicht. Du weißt genau, was das kostet. Willst du mich dafür heiraten, oder was? Abgesehen davon, dass die solche Luxusteile in diesem Scheißladen sicher nicht führen. Nee du, kein Bock auf solche Spielchen. Ich will mich hier bloß ein bisschen amüsieren, weiter nichts.“ Er drehte sich wütend um und verschwand.
Lilja seufzte und wandte sich erneut ihrem Liebesroman zu. Vielleicht sollte sie sich doch lieber wieder in Kneipen aufreißen lassen.

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